V-W
V
- Vademecum: Kleines Taschenhandbuch.
- Vakatblatt: Leeres Blatt zwischen bedruckten Seiten.
- Vakuum: Als luftleer geltender Raum.
- Verbinden: Zusammenfügen. Fälschliches verbinden wird möglich durch eine Bindeweise, bei der die richtige Seitenfolge nicht beachtet wurde. Wird ein Buchblock in eine falsche Decke oder auf dem Kopf stehend eingehängt, wird nicht von Verbinden, sondern von "falsch einhängen" gesprochen.
- Vergilben: Gelb - bis Braunwerden können holzhaltige Papiere unter Lichteinfluß. Am wenigsten vergilben holzfreie und Hadernpapiere.
- Vergolden: Aussterbende Buchbinderkunst. Buchschnitte werden nur noch bei "Luxuseinbänden" mit echtem Blattgold vergoldet. Die Hand - und Preßvergoldung erfolgt mit erhitzten Vergoldewerkzeugen und gravierten Platten dann, wenn ein Material mit Blattgold belegt werden soll. Beim Preßvergolden wird kaum noch echtes Blattgold verwendet, man benutzt hier, ähnlich wie beim maschinell hergestellten Goldschnitt, goldfarben gefärbte Aluminiumfolien.
- Vergoldewerkzeuge: Werkzeuge zur Handvergoldung; z.B. Liniensätze, Bogensätze, Stempel, Rollen etc. Alle bestehen aus Messing und haben ein Holzheft als Griff.
- Verlagsbuchbinder: Industriebuchbinder der überwiegend mit Maschinenarbeit beschäftigt ist. Im zweiten und dritten Jahr seiner Ausbildung, nach dem Erlernen der handwerklichen Grundlagen, an allen Buchbindereimaschinen geschult.
- Verlegereinband: Verlagseinband. Maschineneinband für größere Auflagen. Buchblock und Buchdecke werden getrennt fertiggestellt und dann miteinander verbunden. Der Verlagseinband erhielt seinen Namen deshalb, weil der Verleger dem Buchbinder den Auftrag erteilte. Gegensatz: Handeinband, den der Käufer in Auftrag gab oder gibt.
- Versandschuber: Kräftiges, speziell für den Versand geeignetes Futteral, meist aus Wellpappkarton.
- Verschneiden: Durch irrtümliche oder ungeschickte Schnittführung von der gewünschten Schnittlinie abweichen.
- Verschnitt: Abfall, der beim Zuschneiden von Materialien anfällt.
- Verschnitten: Zu stark, ungleichmäßig oder schief beschnittene Bücher mit angeschnittenem Text oder angeschnittenen Bildern.
- Verschränken: Buchblocks, Buchdecken oder andere Erzeugnisse turmförmig übereinander stellen, so daß jedes zweite Exemplar einheitlich ausgerichtet ist. Bei verschränkt gelegten Büchern, liegt über einem Vorderschnitt immer ein Buchrücken.
- Versetzter Stich: Die bei der Wechselstichheftung angewendete Heftart, bei der die Nadeleinstiche am Buchblockrücken nicht übereinanderliegen, sondern zickzackartig hin - und herwandern. Der versetzte Stich wird bei Büchern mit vielen Bogen eingesetzt um die durch den Heftfaden hervorgerufene Falzsteigung zu begrenzen.
- Verstärken: Das Auf - und Unterkleben von Streifen oder ganzen Flächen des gleichen oder eines andersartigen Werkstoffes auf Bogen oder Materialteile, die zum Buchblock, zur Buchdecke oder dergleichen verarbeitet werden.
- Verziehen: Krummwerden eines Werkstückes aus Karton oder Pappe durch einseitiges Bekleben.
- Vierbruch: Unpräziser Fachausdruck für einen vierfach gefalzten Planobogen, der drei Kreuzbrüche besitzt. Es ergeben sich 32 Seiten. Einsetzbarkeit stark abhängig vom Flächengewicht des zu falzenden Papieres.
- Vierseitenbeschnitt: Rechtwinkliger Glattschnitt an allen vier Seiten.
- Viertelbogen: Der vierte Teil eines Bogens, bestehend aus zwei Blättern, also vier Seiten.
- Viskosität: Zähflüssigkeit. Die Viskosität von Klebstoffen nimmt bei höheren Temperaturen ab und bei niedrigeren zu.
- Vollpappe: In der Kartonagenindustrie übliche Bezeichnung für die vom Buchbinder verarbeitete Graupappe.
- Vollschnitt: Siehe Rundumschnitt.
- Volumen: Bei Papier das Verhältnis von Papiergewicht in g/qm, zur Pappierdicke in mm. Das Papier wird mit steigendem Volumen dicker aber auch lockerer und dann benutzt, wenn ein Werk, aufgebunden, dicker aussehen soll.
- Voluminös: Umfangreich im Verhältnis zum Gewicht.
- Vorderkante: Die beim fertigen Buch den Vorderschnitt überragende Kante.
- Vordersteg: Papierrand einer Buchseite von der vorderen Blattkante bis zum Satzspiegel.
- Vorfalz: Um einige mm vorstehende Vorderseite eines gefalzten Papierbogens. Dient an Fadenheft - oder Zusammentragmaschine dem besseren Erfassen des Bogens durch einen Greifer, der die Bogen aus dem Magazin abzieht und vereinzelt. Beim "Nachfalz" steht das hintere Bogenteil über.
- Vorgeklebt: Streifenförmiges Ankleben z.B. der Vorsätze an den Titel - oder Schlußbogen.
- Vorrichten: Alle Vorarbeiten am Buchblock vor dem eigentlichen Heften, wie Falzen, Zusammentragen, Vorsatz vorkleben etc.
- Vorsatz: Vor dem Titel - und Schlußbogen geklebte, umgehängte oder geheftete ´Papierblätter, Doppelblätter oder Lagen, die den Buchblock mit der Decke verbinden. Beim Verlagseinband meist Doppelblätter, von denen eine Seite auf die Deckelinnenpappe geklebt und "Spiegel" genannt wird. Das freie, vor und nach dem Text befindliche Blatt wird "fliegendes Blatt" genannt.
- Vorsatzbogen: Erster und letzter mit dem Vorsatz versehener Bogen eines Buchblocks.
- Vorsatzklebemaschine: Maschine zum Vorkleben von Vorsätzen vor den Titel - oder Schlußbogen eines Buchblocks. Bogen und Einzelblätter, wie z.B. Kunstdrucke oder andere Bild - und Kartenbeilagen lassen sich ebenfalls mit Hilfe der Vorsatzklebemaschine ausführen.
- Vorsatzkleben: Festkleben des Vorsatzes an der ersten und letzten Lage des Buchblocks. Hierbei ist die Falzkante des Vorsatz um Messerrückenbreite vom Falz der Heftlage abzusetzen, damit die Gefahr des Zerstechens beim Heften vermieden wird.
- Vorstechen: Das Anfertigen der Löcher mit der Heftnadel beim Handheften oder mit den Vorstechnadeln beim Maschinenheften, als Vorbereitung für die einzuziehenden Heftfäden. Beim Handheften besonders bei dicken Lagen sehr wichtig. Beim Maschinenheften unabdingbarer Vorgang.
- Vorstechnadeln: Bei Fadenheftmaschinen im Auflegesattel untergebracht, sollen den empfindlichen Hakennadeln das Eindringen in die zu heftende Lage erleichtern.
- Vorwort: Einführung in das Werk. Entweder vom Verfasser oder einem sachverständigen Dritten geschrieben.
- Vorzugsausgabe: Auf besserem Papier als das in größerer Auflage erschienene Werk gedruckt oder aufwendiger eingebunden. Oft numeriert und gelegentlich vom Verfasser signiert.
W
- Wälzer: Spottausdruck für ein überdickes Buch.
- Wartezeit: Zeit in der der aufgebrachte Klebstoff die Materialien erweicht, damit sie sich dehnen und strecken können.
- Wasserflecken: Siehe Stockflecke.
- Wasserzeichen: Im durchscheinenden Licht auf dem Papier erkennbare Papier - herstellermarken. Man unterscheidet:
- Echte: Wasserzeichen die durch verdickte oder verdünnte Stellen des Stoffbreies durch das Sieb gebildet werden.
- Halbechte: Wasserzeichen die durch eine "Molette" in die noch feuchte Papierbahn eingedrückt werden.
- Unechte: Wasserzeichen die durch einen Fettdruck auf das fertige Papier erzeugt werden.
- Wattierte Decke: Buchdecken deren Deckelpappen aus speziellem mit dünnem Karton kaschiertem Schaumstoffvlies besteht. Die Decke erhält dadurch einen weichen Griff, der Leder imitiert. Wattierte Decken werden besonders häufig bei Buchkalendern, Alben und Poesiealben eingesetzt.
- Wechselbahn: Um die von der Papiermaschine kommende Papierbahn oder das auf Rollen gewickelte Einbandmaterial besser ausnutzen zu können, werden die Papierbogen oder Überzüge wechselnd, einmal in "Schmalbahn", einmal in "Breitbahn", also mit verschiedenen Laufrichtungen, aus der Bahn geschnitten. Dies kann das Weiterverarbeiten erschweren, wenn die Papierbogen oder Überzüge nicht getrennt gehalten werden.
- Wechselstichheftung: Versetzter Stich. Während bei der "Durchausheftung" der Heftfaden vom "Kopf" bis zum "Fuß" in einer Heftlage liegt, erfaßt die Wechselstichheftung zwei Heftlagen abwechselnd.
- Weichmacherwanderung: Weichmacher sind Beimischungen in Kunstharzklebstoffe die den Klebstoffilm geschmeidig halten. Unter bestimmten Bedingungen können diese Weichmacher zu "wandern" beginnen. Dabei kann es bei gestapelten Broschuren mit lackiertem Umschlag zum verblocken, zusammenkleben kommen. Bei klebegebundenen Büchern bewirkt die Weichmacherwanderung eine Verhärtung der Rückenleimung.
- Weich werden: Mit Klebstoff angeschmierte Materialien erweichen und werden dadurch leichter verarbeitungsfähig, als im vorherigen harten oder spröden Zustand.
- Weizenstärke: Wird durch Überbrühen mit kochendem Wasser zu Kleister. Heute fast vollständig durch Fabrikkleister ersetzt.
- Welligwerden: Ist das wellenförmige Verziehen von Papier, Karton oder Pappe, das seine Ursache in Spannungen zwischen trockenen und feuchten Materialstellen hat. Lagerung in zugfreien und gleichmäßig temperierten Räumen beugt dem vor. An den Rändern wellig gewordene Papiere und Pappen "tellern", wel sie innen trocken bleiben.
- Wellpappe: Wellenförmige Packpapiere von unten und oben mit glattem Packpapier beklebt. Mehrbahnig ergeben sich steife leichte Kartone, die für eine große Palette von Anwendungszwecken geeignet sind.
- Werfen: Verziehen. Das Biegen, Krummwerden des Werkstoffes meist nach dem Kaschieren. Das Werfen tritt z. B. beim Verkleben zweier Materialien in falscher, entgegengesetzter Laufrichtung auf.
- Werkdruck: Kurzbezeichnung für holzfreie und holzhaltige Druckpapiere mit 1/2 bis 2 fachem Volumen.
- Wickelfalz: Eine parallel Falzart, die bei Prospekten angewendet wird und viele Abwandlungen erlaubt.
- Widerdruck: Gegendruck. der Textdruck, der auf der Rückseite eines bereits bedruckten Papierbogens erfolgt.
- Winkelanschlag: Winklige Anlage zur Ausrichtung des Bindegutes, z. B. in der Schneidemaschine oder Pappschere.
- Winkelschnitt: Rechtwinkliger Glattschnitt an zwei Seiten.
- Wiegendrucke: Inkunabeln. Wiegendrucke werden alle bis 1500 gedruckten Bücher und Schriften genannt, weil sie aus der Kinderzeit des Buchdruckes stammen.
- Wiener Papp: Gerösteter Weizenkleber, der früher zum Aufkleben von Gravuren und Schriften zum Prägen mit der Vergoldepresse benüzt wurde. Die Klebkraft des Wiener Papp läßt auch in der Hitze der Presse nicht nach. Heute werden spezielle Klebebänder verwendet.
- Wischmarmor: Unter Schablonenvorlage mit einem Tampon oder steifen Pinsel mit Ölfarben gewischtes Buntpapier. Mühsame zeitraubende Herstellung mit zarten Farbübergängen. (Handwerk).
- Wulst: Verdickung des Materials meist durch unsachgemäße Verarbeitung.
Z
- Zeichenband: Schmales Bändchen, oft mit Seidenglanz welches vor dem Kapitalen am Kopf an den Buchblockrücken angeklebt wird und als Lesezeichen dient. Mittels Kapitaleinlegemaschinen vor der Buchstraße können in einem Arbeitsgang zwei Zeichenbänder eingelegt werden.
- Zeichenpapier: Aus Zellulose und oft auch mit Hadernzusatz gefertigtes Papier, das immer vorgeleimt sein muß.
- Zickzackfalz: Leporellofalz. In Harmonika Form gefalztes Papier. Wird z. B. bei Prospekten und Taschenkalendern verwendet. Die Falzung erfolgt auf reinen Taschenfalzmaschinen mit bis zu 14 Taschen in Folge.
- Ziegenleder: Bestes Buchbinderleder. Man unterscheidet Kapziege oder Maroquin als beste Qualität. Es folgen Oasen -, Karawanen und Nigerleder. Diese Leder die noch in Fellen gehandelt werden kommen praktisch nur noch im handwerklichen Bereich zum Einsatz.
- Zugkraft: Jedes Material, das sich in der Feuchtigkeit dehnt, zieht sich beim Trocknen wieder zusammen und entwickelt dabei je nach Materialart und - dicke, eine entsprechende Zugkraft. Bei aufgeklebten Materialien unterstützt der Klebstoff, der sich beim Trocknen ebenfalls zusammen- zieht, diese Zugkraft noch, die sich im Wölben der kaschierten Materialien äußert. Um eine erneute Planlage zu erreichen muß gegenkaschiert, d.h. von der anderen Seite ebenfalls beklebt, werden.
- Zugrichtung: Veraltete Bezeichnung für "Laufrichtung" bei Papieren und Geweben.
- Zurichten: Ausgleichen. Beim Prägen von Buchdecken, besonders wenn große neben kleinen filigranen Elementen oder Schriften stehen, muß der Buchbinder durch Unterlegen von Papier oder Preßspan dafür sorgen, das alle Elemente gleichmäßig ausgeprägt werden.
- Zusammenhängen: Verbinden von zwei Materialstücken mittels eines Streifens aus Papier oder Gewebe. Bei Halbgewebebänden werden die Buchdeckel in einem ersten Arbeitschritt zusammengehängt, d. h. durch den Rückenüberzug miteinander verbunden.
- Zusammensetzen: Das Aneinanderfügen der angeleimten Pappen beim Kastenbau.
- Zusammentragen: Manuelles oder maschinelles Vereinen der gefalzten Bogen zum Buchblock. Dabei liegen die Bogen in richtiger Reihenfolge hintereinander und werden von Hand oder von der Zusammentragmaschine zum Buchblock vereint. Umfangreiche Bücher müssen, wenn ihre Bogenzahl die Zahl der Anleger an der Zusammentragmaschine übersteigt, in mehreren Teilen zusammengetragen werden.
- Zusammentragmaschine: Wird für das automatische Zusammentragen der gefalzten Bogen zum Buchblock benötigt. Die werden durch Saugluft oder mechanisch aus Magazinen auf ein Transportband abgelegt und so zum kompletten Buchblock zusammen getragen. Die Zusammentragmaschine ist meist mit einem Klebebinder gekoppelt, der die Buchblocks dann weiterverarbeitet. In Betrieben die sich auf das Fadenheften spezialisiert haben, findet man auch nicht angekoppelte Zusammentragstrecken oder Zusammentragstrecken die direkt mit einer oder mehreren Fadenheftmaschinen verbunden sind.
- Zusammentragtisch: Rotierende, meist runde Tischplatte auf deren Rand nebeneinander die gefalzten Bogen lagen. Um den Tisch saßen Arbeitskräfte, deren Aufgabe es war, nacheinander Bogen für Bogen vom jeweiligen Stapel abzuheben um auf diese Weise den Buchblock zu komplettieren. Heute in Industriebuchbindereien nicht mehr im Einsatz.
- Zuschnitt: Materialstück in der Größe des für die Verarbeitung erforderlichen Maßes.
- Zusätze: Leim und Farbe als Zusätze zum Papierstoffbrei.
- Zuschuß: Zusätzlich einkalkulierte, die Auflagenhöhe überschreitende Bogenmenge als Sicherheit für die bei der Bindearbeit eventuell als Makulatur verlorengehenden Bogen.
- Zweibruchbogen: Besser Zweibruchkreuzbogen. Halber Papierbogen, der zwei sich kreuzende Falzbrüche besitzt. Dient meist als Heftlage und hat vier Blatt, also acht Seiten.
- Zweigesichtigkeit: Papiereigenheit. Die Oberflächenbeschaffenheit ergibt bei beiden Papierseiten sichtbare unterschiedliche Merkmale. Siehe Siebseite und Filzseite.
- Zweite Wahl: Bei Papieren, Geweben, Ledern und anderen Materialien, die Bezeichnung für nicht ganz einwandfreie Qualität. Im Druck und der Buchbinderei gekennzeichnete Bogen oder Exemplare mit kleinen oft noch tolerierbaren Mängeln.
- Zwillingspresse: Kraftbetriebene Stockpresse, die wechselweise einen Stoß einpreßt und den eingepreßt gewesenen freigibt.
- Zwirn: Handheftzwirn oder Maschinenheftzwirn für die Fadenheftung. Maschinenheftzwirn ist heute meist aus Nylon und wird auf Hülsen gewickelt, die "Kops" genannt werden.
- Zwischenschnitt: Zusätzlich erforderliches Herausschneiden von Abfallstreifen beim Trennschnitt.